Tag: Täter-Opfer

Vom Opfer zum Täter

Die Details, die sich im Laufe des Tatgeschehens abbilden, sind meist Wiederholungen des Täterverhaltens (Handlungen, Gesten, verbale Ausdrücke), die bei den eigenen traumatischen Erlebnissen erfahren wurden. Darüber hinaus beinhalten Profilähnlichkeiten auch strukturell ähnliche Orte des Geschehens und den Gebrauch vergleichbarer Waffen (bzw. Dinge, mit denen Gewalt zugefügt wurde). Details der Tat spiegeln dabei bei Tätern, die sowohl misshandelt als auch sexuell missbraucht wurden, meist Details der verschiedenen traumatischen Situationen vermischt wider.

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Die Opferhaltung als Überlebensstrategie

Der Begriff Opfer muss von der Opfer-Überlebenshaltung unterschieden werden. Bei jeder Traumatisierung gibt es ein wirkliches Opfer. Wenn aber jemand sein Leben in Hilflosigkeit und ständigem Leiden verbringt, sprechen wir in der loPT von einer Opfer-Überlebenshaltung.

Sein Leben wie ein Opfer zu leben, selbst wenn die tatsächliche Traumasituation des wirklichen Opferseins lange vorüber ist, ist eine Opfer-Überlebenshaltung. Sie hat den gleichen Zweck wie alle Überlebensstrategien: das Vermeiden der Auseinandersetzung mit dem eigenen Trauma. Jemand, der auf diese Weise lebt, täuscht Hilflosigkeit vor, um die Realität seines Traumas nicht wahrhaben zu müssen. Seine Hilflosigkeit entspricht nicht der Realität, sondern ist eine Haltung. Das bedeutet, dass dieser Mensch sich selbst und sein Trauma nicht ernst nimmt.

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Die Täter-Opfer-Wippe: Einleitung

Wir fragten uns oft, zu welchen relevanten Themen wir öffentlich Stellung beziehen können und wollen. In den letzten Jahren ging es uns um die sogenannte Effektivität in der psychotherapeutischen Profession und unseren Zweifel am Machbarkeitswahn einer streng an Leitlinien orientierten oder rein verfahrensspezifischen Psychotherapie (Trautmann-Voigt & Voigt, 2020). Es ging uns um konstruktive Kritikversuche am festgefahrenen Schulendenken zwischen Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologie und um Konzepte einer Methoden integrierenden Psychotherapie (Trautmann-Voigt & Voigt, 2017). Im vorliegenden Buch stehen nun drängende Fragen nach der Dynamik von struktureller und Menschen gemachter Gewalt und Macht-Ohnmacht-Konstellationen im Vordergrund der Betrachtung. Dabei geht es tatsächlich auch um so große Fragen wie die nach der Würde des Menschen, um Respekt vor dem Andersartigen und um die Hintergründe von verabscheuungswürdigem und missbräuchlichem Handeln.

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Die Täter-Opfer-Wippe: Verantwortung

“Reichen Schutzmaßnahmen für Mitglieder helfender Berufe aus? Es geht ja um eine zunehmende gesellschaftliche Radikalisierung und Enthemmung Einzelner oder bestimmter Gesellschaftsgruppen, denen grundsätzliche Fähigkeiten wie Konfliktbereitschaft, Spannungstoleranz, Frustrationsbereitschaft, Diskursfähigkeit sowie Empathie zu fehlen scheinen. Das intuitive Empfinden für eine gute Balance und Ausgleichsbemühungen zwischen extremen Handlungsmöglichkeiten sind bei diesen Menschen erstarrt. […]

Fast scheint es so, als habe sich diese Pathologie mit hoher Gewaltbereitschaft und Intoleranz dem “Fremden” gegenüber nicht nur auf Einzelne, sondern auf ganze Schichten, Gesellschaften und Staaten ausgedehnt. Was erleben solche TäterInnen als Recht, was als Unrecht? Wieso erleben sie sich als hilflose Opfer der Gesellschaften, in denen sie leben? […]

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Opfermodus und Kampfmodus

Der Opfer-Überlebensmodus

In diesem Überlebensmodus fordert das Opfergefühl der Mutter, welches aus ihrem Trauma und ihrer gespaltenen Psyche heraus entstanden ist, von jedem Menschen, sie zu retten, ihr zu dienen, sein Leben für sie aufzugeben. Für diese Art Mutter ist es unabdingbar, dass sich ihr Kind für ihre Sehnsüchte und Wünsche opfert. Die Mutter akzeptiert das Kind nur, wenn sie von seiner Hilflosigkeit und Unterwürfigkeit profitieren kann. Das Kind ist gewollt, nicht um seiner selbst willen, sondern um etwas für seine Mutter zu tun.

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Der Wahnsinn der Realität

Während jene als “verrückt” gelten, die den Verlust der menschlichen Werte in der realen Welt nicht mehr ertragen, wird denen “Normalität” bescheinigt, die sich von ihren menschlichen Wurzeln getrennt haben. Und diese sind es, denen wir die Macht anvertrauen und die wir über unser Leben und unsere Zukunft entscheiden lassen. Wir glauben, daß sie den richtigen Zugang zur Realität haben und mit ihr umgehen können.

[…]

Zwei Merkmale entlarven die Destruktivität der mächtigen Männer, die hinter scheinbarer Freundlichkeit und Güte steckt:

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